Achtsam durch das Gartenjahr – Juni
- 12. Juni 2023
In den Brachmonat oder Heuert, wie der Juni einst genannt wurde, fallen Pfingsten, Fronleichnam und Johanni, die einst wichtigsten Stationen im Bauernkalender. Jetzt blüht auch der Gundermann.
Wer kennt ihn nicht, den kleinen blau-lila blühenden Lippenblütler, mit seinen herb balsamisch duftenden, nierenförmigen Blättern und kriechenden, sich immer neu bewurzelnden Ausläufern? Er fühlt sich wohl in der Nähe menschlicher Behausungen, am wohlsten am Zaun und unter der Hecke. In plattdeutschen Landen heißt er deswegen »Krupp-dörn-Tun« (Kriech durch den Zaun) oder in Oldenburg, »Jan-kiek-döörn Tun« (Hans guck durch den Zaun).
„Ist der Juni warm und nass, haben Bauern und Gärtner Spass.“
Bauernregel
Verbreitung
In fast ganz Europa und in Asien verbreitet, in der Neuen Welt eingeschleppt
Standort
Lehmige, feuchte, nährstoffreiche Wiesen, Gärten und Heckensäume
Vegetationszeit
Ausdauernd und wintergrün, Blüte: April-Juni/Juli
Sammelzeit
Ganzjährig
Verwendbare Teile
Ganzes Kraut, Blätter, Blüten
Der Gundermann (Glechoma hederacea)
Der botanische Garten in Oldenburg war für uns zehnjährige Lausbuben ein Abenteuerspielplatz. Viel Spaß machte es, die Schildchen mit den Pflanzennamen herauszuziehen und anderswo hinzustecken. Das trieb die angestellten Gärtner in den Wahnsinn. In den Beeten, unter den Hecken und auf den sandigen Wegen wucherte ein kriechendes Kräutlein, das kein Schild hatte. Ich mochte es sehr, vor allem wohl wegen seiner herb duftenden, dunkelgrün glänzenden Blätter. Eher schüchtern ging ich auf eine Gruppe zu, die gerade in botanische Gespräche vertieft war, und fragte, wie die Pflanze heiße. »Das ist der Gundermann«, klärte einer mich auf. Da hatte ich nun den Namen und zugleich einen pflanzlichen Verbündeten gefunden, der mich bis heute begleitet.
Die aromatische Pflanze ist recht vif. Wenn ihr der Standort nicht gefällt, macht sie lange Ausläufer, tastet immer wieder den Boden ab, ob sich das feste Anwurzeln lohnt. Wo es ihr gefällt, wächst sie zu einem kleinen Büschel und fängt an üppig zu blühen. Die Verbreitung ihrer Samen überlässt sie den Ameisen.
Gundermann wurde schon früh als Wundheilpflanze bei eitrigen Geschwüren und schlecht heilenden Wunden verwendet. Noch immer stellen Allgäuer Kräuterfrauen aus den im Mai und Juni gesammelten Blättern ein »Wundkrautöl« her, indem sie diese in einem verschlossenen Glas drei oder vier Tage in die Sonne stellen; eine kostbare helle Flüssigkeit sammelt sich dann am Boden an.

Literaturtipp
Vom ersten Umgraben im Vorfrühling bis zur letzten Ernte im Winter – darum geht es in meinem Buch Der Selbstversorger: Mein Gartenjahr, – hier verrate ich meine ganz persönlichen Tipps und Tricks zur erfolgreichen Gartenpraxis. Alle wichtigen Arbeitsschritte werden Schritt für Schritt erklärt und zusätzlich auf der beigelegten DVD in über 110 Minuten Video gezeigt.
Was kann man mit dem "Unkraut" tun:
- Gundermann eignet sich als Teil einer Wildkräutermischung für Salate, Kräuterquark, grüne Saucen und Suppen. Man sollte ihn aber in Maßen verwenden, da er sehr intensiv schmeckt. Die Blättchen lassen sich auch als Gewürz in Suppen, Eintöpfen und Rührei verwenden, für den Winter trocknet man einen Vorrat.
- Gundermanntee: Zur Teezubereitung sollte man am besten frische Blätter verwenden. Man kann den Gundermann aber auch trocknen und sich einen Wintervorrat anlegen. Für den Tee etwa 1 EL frische oder 1 TL getrocknete Blätter mit 250 ml kochendem Wasser übergießen. 5 Minuten zugedeckt ziehen lassen, abseihen und trinken.
- Es loswerden: Wer Gundermann partout aus seinem Garten entfernen will, jätet die Pflänzchen samt Wurzel und vor allem samt Ausläufern. Jeder beim Jäten vergessene, auf der Erde aufliegende Trieb bildet sogleich wieder neue Ausläufer. Wer aber konsequent jätet, ist den Gundermann bald los.
Anwendungen mit Gundermann
- Tee bei Brust und Magenverschleimung, Erkrankungen der Harnwege.
- Als Badezusatz bei Nerven-, Muskel- und Gelenkschmerzen und bei schlecht heilenden alten Wunden.
- Frischsaft in Ohren geträufelt bei Ohrenschmerzen oder Ohrenverschleimung.
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Kommentar
Ich hab das Buch die Seele der Pflanzen in meiner Ausbildung zur Phytotherapeutin erworben