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Von Menschen- und Insektenseelen

Für Ethnologen ist es keine Frage: Jede Kultur sieht und deutet die Welt anders. Das trifft natürlich auch auf die Insekten zu. Die erste Saat, die die Mormonensiedler in der Wüste von Utah im Jahre 1847 ausgesät hatten, reifte gerade, als sie von einer fast biblischen Heuschreckenplage befallen wurden. 

Insekten können uns Naturgeheim- nisse mitteilen, die in keinem klugen Buch zu finden sind.

– Wolf-Dieter Storl

Während die Sekte eifrig Je hova anflehte, tanzten und trommelten die Schoschonen Indianer ihren Dank an den großen Geist, der ihnen so reichlich die knusprige Nahrung geschickt hatte. Ein Denkmal in Salt Lake City erinnert jedoch daran, dass der Gott der Mormonen die Oberhand behielt, denn eine Schar Möwen kam unverhofft und rettete die »Heiligen der Letzten Tage« aus der Not.

Insekten wie Heuschrecken oder Raupen als Nahrungsmittel galten in der westlichen
Welt bisher als eher ungenießbar. In den alttestamentarischen Speisegesetzen gelten
Fluginsekten – außer einige Heuschrecken –, Käfer und anderes «Landgewimmel» als
abscheulich. Dennoch fängt man heutzutage an, sie als Gourmetspeise – knusprig
geröstete Grashüpfer, Insektenbratlinge, Mehlwürmer mit Knoblauch, Ameisen in
Schokolade – anzunehmen. Im Juni 2021 wurden in der EU Mehlwürmer, und im November desselben Jahres Wanderheuschrecken als novel foods (neuartige Lebensmittel) zugelassen. Man attestiert ihnen einen hohen Nährwert.

Giersch (Aegopodium podagraria)

Wenn Amateurgärtner sich über die sogenannten »Unkräuter« in ihrem Garten
beschweren, da sagen ihnen gestandene Biogärtner: »Esst sie doch auf!«. Tatsächlich ist der hochvitale Giersch, wenn er jung ist, eine köstliche Salat- oder Suppenbeigabe, ebenfalls die Vogelmiere und verschiedene Wildkressen; essbar ist auch das Brennnesselgrün, die jungen Triebe des Knopfkrauts (Franzosenkraut), des Schmalblättrigen Weidenröschens, die Wegericharten, der Löwenzahn und viele andere, die ich in meinem Buch Meine Kräuter des Waldes (GU-Verlag, 2022) beschreibe.

In diesem Sinne könnte man ja auch Raupen und andere sogenannte Schädlinge vertilgen. Aber auch das ist nur scherzhaft gemeint. Ich mag das kleine Krabbelvolk, und genieße es sie zu betrachten und auf sie einzugehen. Auch sie sind für mich Kinder der Mutter Erde und des Himmelsvaters, und wenn sich der Garten im ökologischen Gleichgewicht befindet, dann ist der Schaden verträglich. Insekten merken es, wenn man sie liebevoll meditativ anschaut. Sie halten still; es kann – auch wenn Materialisten es kaum glauben mögen – sogar zu einer echten telepathischen Kommunikation kommen, von Menschenseele zu Insektenseele.

 Ein guter Gärtner sollte sich Zeit nehmen sich meditativ mit den Schmetterlingen, Käfern und Raupen in seinem Garten zu verbinden.

Leben im Einklang mit der Natur

Notwendig, also das »Not Wendende«, etwas, das die Not ins Gute wendet, ist es, der Erde und dem Leben treu zu bleiben. Man tut das, unter anderem, indem man:

Artgerechte Tierhaltung und biologische Landwirtschaft unterstützt, lokal und jahreszeitgemäß einkauft und, wo möglich, seine Nahrungsmittel selber anbaut. Das kann im Rahmen einer Nachbarschaftsinitiative, einer Gemeinschaft oder auch als Familie, in einem Kleingarten oder gar auf dem Balkon, geschehen.

Auch auf das Saatgut sollte man achten, da die internationalen Großkonzerne das Saatgutgeschäft praktisch monopolisieren und eine genetisch wenig variable Auswahl zur Verfügung stellen. Einiges kann man selber züchten, oder man bezieht die Samen von einem noch selbstständigen, biologisch arbeitenden Saatgutzüchter.

Meine Kräuter des Waldes

 Ich porträtiere in diesem Buch 30 heimische Waldkräuterpersönlichkeiten: Die charakteristischen Merkmale der Pflanzen, ihre Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten als heilende oder essbare Pflanzen und vor allem ihr Wesen, sowie ihre kulturgeschichtliche Bedeutung für uns Menschen.

Meine Kräuter des Waldes Wolf Dieter Storl

Auch ist es ein wertvoller Beitrag, wenn man auf die Gesundheit achtet. Auf die eigene und die der Familie und Freunde und sich mit natürlichen Heilmitteln – Sonne, Wasser, Erde und der Fülle heilender Kräuter – bewusst und vorbeugend behilft.

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Diskussion

Kommentar

  1. DANKE ALLEN für ALLE wundervollen und dem Leben zuträglichen Texte und Geschichten. Ich liebe diese „neuen Briefe“ und fühle mich jedesmal nach dem lesen und das gelesene auf mich wirken lassen, in meiner Wahr-nehmung bestätigt und gestärkt.

  2. Der Regen prasselt nieder, bald Mitternacht, und ich sitze bei meinem Freund auf der Terasse… Regen, das heisst Gnade des Himmels, nach diesen backofen-heissen Tagen… Gestern hab ich es noch, uff, in die Kirche geschafft, doch, MEA CULPA, MEA MAXIMA CULPA, das Kyrie verpasst… Ein absolutes No-Go, doch der Himmel mög’s mir verzeihen… Da ich mich scherzweise als “Johanna ohne Land” zu nennen pflege, hab ich aufgerüstet bei meinem Lebensgefährten, drei grosse Töpfe mit Erde gebracht, und Blumen gepflanzt. Hab ihm aber versprochen, die Arbeit, giessen, putzen und den Tierchen zu schauen, selbst zu machen..Nun, nach vier Jahren, sind es 12 Töpfe, davon sind drei kleine, und alles grünt und blüht… Der Wurmfarn, eine Pracht, und der Sichtschutz aus himmelblauen Himmelswinden blüht jeden Morgen neu, um die aufgehenden Sonne zu rühmen… Die Rosen mittelprächtig, klar, im Topf, aber die Vögel lieben sie, Schutz vor Elstern, Raben und dem Habicht… Denn bald, da kamen Tierchen, aller Schattierungen und Couleurs auf Besuch, und die meisten klagten mir Ihr Elend… HUNGER…Diese Schweizer mit ihrer Putzwut, alles aufgeräumt und gepützelzt, und all dieses exotische Geschmäuse, das da wächst, und der Rasenmäher der mit Gezeter und Gebrüll über den Rasen fährt, kaum haben Blümelein angefangen zu blühen, kurzum, wir haben Hunger, wir alle… Wohlgemerkt, nichts gegen den Hausmeister, die tun nur seine Arbeit, denn all das ist Befehl von oben… So hab ich halt den Tierchen zu Essen gegeben, ob sie nun verkappte Engel mit zwei Flügeln seien oder pelzige oder mit Stacheln… Was ich nicht vorausgesehen habe, war, dass das Ding ins bombastische gedreht hat, immer mehr kommen, gestern hab ich sogar zwei Schwärme von Zugvögel beobachtet… Unser “Gratis MacDonald” wie mein Freund mich zu necken pflegt, die Kosten, fressen mir langsam die Haare vom Kopf… Denn ich achte auf Qualität beim Futter… Doch wenn ich die Kleinen seelig schmatzen, kleckern und tuckern oder die andern zwitschern, ist das mir genug des Danks… Doch niemand kann in Frieden leben, wenn’s dem bösen Nachbarn nicht gefällt… So lebe ich in ständiger Angst vor Giftmischern, kriegt man doch des Giftes genug in jedem Supermarkt oder Apotheke (Ameisen!) für ein paar läppische Franken… Und, warum das Ganze??? Es gibt kaum noch Insekten… Dieses Jahr nur drei Sichtungen der fröhlichen Mauersegler, die mit ihrem “Pfiii, Pfiii” um die Häuser zu drehen pflegten. Nur einmal vier Fledermäuse beim Abflug beobachtet, während wir noch vor ein paar Jahren noch zwischen 20 bis 50 zählten an einem schönen Sommerabend…
    Da steigen mir die Tränen in die Augen, und ich denke an den Weisen, der gesagt hat,”Wir werden Äonen von Jahren brauchen, um uns bei den Tieren zu entschuldigen und das Unrecht wieder gut zu machen”. DOCH JUST hat mein Geliebter mir einen Plastikbecher aus dem Fenster gereicht, die Hand schirmend darüber. Er hat in der Küche ein einen “Heugümper” gefangen ,und ich habe ihn sorgfältig ins Grün der Schlingpflanzen gesetzt. Mit der Tachenlampe hab ich ihn bewundert, wir haben uns ca. 10 Minuten tief in die Augen geschaut, ein Prachtsbursche… Wunder sind überall, wenn man, frau die Augen und das Herz offen hat… So möge der geneigte Leser mir meine Langfädigkeit verzeihen, komplizierte Fragen, lange Antworte , in diesem Sinne, allen eine schöne Zeit, Endzeit…

    • Wunderschöner Text
      Zum Glück gibt es noch Menschen wie Sie, alles Gute

  3. Ich hatte Tatsächlich eigenartige Begegnungen mit Insekten, vorwiegend mit Wespen. Diese bauen jedes Jahr ihr Nest in meine Holzhütte . Sie sind mir willkommen. Wenn ich meine Hütte anstreiche rede ich mit ihnen und kann auch ihre Anflugstelle streichen, ohne das sie auf mich los gehen.
    Allerdings bin ich öfters von ihnen bei der Obsternte gestochen worden. Es war meistens dann der Fall wenn ich die Wespe nicht gesehen hatte und zugreifen wollte.

  4. Ich empfinde keinen Ekel bei dem Gedanken Insekten zu essen, allerdings gruseln mich die Bedingungen in denen sie gehalten werden und wie sie dann schlußendlich getötet werden sehr. Wir essen selten Fleisch, aber wenn, dann nur selbst erlegtes oder von Tieren bei denen wir wissen wie sie gelebt haben und auch wichtig, wie sie gestorben sind. Ich hatte mal eine Zeit lang eine Mehlkäferfarm ( für meine Hühner ), diese Tiere hatten ein großes Behältnis mit Versteckten und unterschiedlichen Untergründen, sie haben gutes Grünzeug für die Feuchtigkeit bekommen und alles was sie so brauchen. Sie haben sich gut vermehrt und waren sehr vital. Ich hab es trotzdem als Qual für die Tiere empfunden und wenn ich mir vorstelle, dass meine Haltung ja sehr “Tierfreundlich” war, dann möchte ich nicht wissen wie es in der richtigen Produktion dieser Tiere zu geht…..

  5. Lieber Wolf-Dieter, das kleine Krabbelgetier wird leider immer weniger. An der Autoscheibe kein einziges Insekt mehr nach einer langen Fahrt, vor ein paar Jahren noch war die Scheibe kaum sauber zu bekommen. Jetzt seit einer Stunde das Fenster auf und Licht an, kein Falter, kein anderes Insekt im Zimmer- traurig und erschreckend. Und den Fortbestand unserer Ameisenhaufen im Garten muss ich verteidigen, da die Nachbarn sich davon gestört fühlen.
    Ich wünsche mir, dass so ein gelassener Umgang mit den wirklich interessanten Tieren um sich greift.
    Herzliche Grüße

  6. Lieber Herr Storl!
    Ein ganz wunderbarer Beitrag. Ich halte es ebenso. Mein Garten ist klein und meine Nachbarn schauen immer mitleidig auf meine kleine Wildheit die mich umgibt.
    Aber wir haben Holzbienen, Bienen, Wespen, Hummeln, bunte Schmetterlinge, Wunderbare andere Fluegler, natürlich auch Mücken und Fliegen, aber auch viele Vögel , nachts ab und an ein Dachs, und unter den Fliesen lebt in ihrer eigenen Welt eine Kröte, die nachts auf Wanderschaft geht. Es gibt ganz viel Grün , was ich täglich esse und auch meine Borreliose im Zaum hält. Ich rede mit den Insektenwesen und bin jeden Tag sehr dankbar, dass sie DA sind, nachdem ihr Sein in den letzten Jahrzehnten so ins Ungleichgewicht kam. Danke schön dass Sie ihre Gedanken mit der Welt teilen . Viele Grüße aus Lindau von Barbara ☀️

  7. Was für eine wunderbarer Ausdruck für “Geister”: nciht verkörperte Wesen der Anderswelt. Danke dafür!


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