Achtsam durch das Gartenjahr – Juli
- 3. Juli 2023
Die Tage sind lang, es ist warm, und die Erde träumt den Mittsommertraum. Für den Gärtner geht die Pflegearbeit weiter, das Ausdünnen der in Reihen gesäten Pflanzen, das Hacken und Jäten.
Während die alten, bunt blühenden Ackerunkräuter wie Kornrade, Kornblume und Feldrittersporn immer seltener werden, gibt es andere – von der Vogelmiere bis zum Franzosenkraut –, die sich nicht unterkriegen lassen: Zu diesen zählt auch das Kletten-Labkraut. Als Kinder der Nachkriegszeit spielten wir oft Krieg; mit einem Streifen Kletten-Labkraut auf beiden Schultern als Epauletten war man General oder wenigstens Hauptmann.
„Was im Herbst soll geraten, das muss die Julisonne braten.“
Bauernregel
Verbreitung
Heimisch in Europa und Asien, weltweit als Neophyt verbreitet
Standort
Auf stickstoffreichen Böden an Hecken, auf Äckern und in Gärten
Vegetationszeit
Einjährig, die Pflanze überwintert und stirbt dann nach der Fruchtreife im nächsten Herbst ab
Sammelzeit
Mai bis Oktober
Verwendbare Teile
Ganze Pflanze, Blüten, Samen
Das Kletten-Labkraut (Galium aparine)
Dem klebenden Labkrautgewächs, das die Bauern seit der jüngeren Steinzeit begleitet, haftet allerlei Aberglauben an. Philanthropos (Menschenfreund) nannte man es in der Antike, weil es sich so gerne an den Menschen anhaftet. Selbstverständlich wurde es auch zum Liebeszauber verwendet. Es war einst der Liebesgöttin Freya geweiht. In der Blumensprache bedeutet das Kletten-Labkraut: »Ich halte an deiner Liebe fest.« Einem Mädchen, dem Labkraut am Rücken klebte, ohne dass sie es wusste, wurde nachgesagt, sie habe einen heimlichen Liebhaber.
Was den ökologischen Nutzen des Klebkrauts betrifft, kann man sagen, dass das Kraut eine gute Futterpflanze für rund vierzig Insektenarten darstellt, für verschiedene Käfer und Springschwänze. Die kleinen, weißen, sternförmigen Blüten der Pflanze werden von Schwebfliegen, Schlupfwespen und Fliegen bestäubt. Bis zu 400 kugelige, borstige, mit kleinen Widerhaken versehene
Früchte entwickeln sich pro Pflanze. Die Samen verbreiten sich, indem sie sich im Fell von Tieren und an Hosenbeinen von Spaziergängern festhaken – Besitzer von Langhaardackeln und Angorakatzen können ein Lied davon singen.
Noch immer ist das Kletten-Labkraut eine meiner Lieblingspflanzen, allein schon wegen seiner Heilkraft. Es hat ähnliche therapeutische Wirkung wie seine nahen Verwandten, das gelb blühende Echte Labkraut und das weiß blühende Wiesenlabkraut.
Literaturtipp
Vom ersten Umgraben im Vorfrühling bis zur letzten Ernte im Winter – darum geht es in meinem Buch Der Selbstversorger: Mein Gartenjahr, – hier verrate ich meine ganz persönlichen Tipps und Tricks zur erfolgreichen Gartenpraxis. Alle wichtigen Arbeitsschritte werden Schritt für Schritt erklärt und zusätzlich auf der beigelegten DVD in über 110 Minuten Video gezeigt.
Was kann man mit dem "Unkraut" tun:
- Naturdeo: 5 TL frisches Kraut kleinschneiden und mit 100 ml kochendem Wasser überbrühen. Zugedeckt 10 Minuten ziehen lassen. Abseihen und den Aufguss mit 40 ml reinem Alkohol mischen. Für angenehmen Duft nach dem Abseihen entweder einige Tropfen Zitronen-Aromaöl zufügen oder 1 EL Salbei mit aufbrühen. Die Mischung in eine Sprühflasche geben oder mit einem Wattebausch oder Leinenläppchen auftragen. Die Haltbarkeit beträgt 6 Monate.
- Blätter und Triebspitzen kann man in Ge- müsegerichten verarbeiten, sie müssen aber gekocht werden, weil in rohem Zustand die rauen Härchen an den Blättern unangenehm zu essen sind. Die Blüten dienen den ganzen Sommer über als hübsche Dekoration. Auch die Samen sind essbar, früher wurden sie ge- röstet und als Kaffeeersatz verwendet.
- Das Kletten-Labkraut verbreitet sich ausschließlich über Samen, und die sind hartnäckig. Entweder man erwischt die Pflanze, bevor die Samen reif sind, also vor dem Herbst, oder man muss in den nächsten Jahren eifrig Ausschau nach kleinen Sämlingen halten und diese sofort entfernen.
Jedes Blatt ist an den
Rändern mit kleinen, nach hinten und unten gerichteten Borstenhaaren bedeckt, die der Pflanze helfen, sich an anderen Pflanzen »festzuhalten«.
Anwendungen mit Kletten-Labkraut
- Der Tee wirkt harntreibend, lympfreinigend, entschlackend und leicht antibakteriell. Regelmäßig getrunken hilft er bei Psoriasis, Ekzemen, Arthritis, Skrofeln und Harnwegsinfektionen.
- Das aufgebrühte Kraut (Tee) hilft bei der Durchspülung bei bakteriellen und entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege, Prostatabeschwerden und bei Nierengrieß.
- Auch bei Flechten, hartnäckigen Geschwüren und Tumoren sind Umschläge mit Labkrautabkochungen eine Hilfe.
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