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Achtsam durch das Gartenjahr – April

Gärten bilden, da sie immer wieder umgegraben, umgepflügt und gehackt werden, ein labiles Ökosystem, in dem besonders schnell wachsende, viel Samen produzierende Pionierpflanzen, darunter viele Neophyten, Fuß fassen können.

Da der Persische Ehrenpreis (Veronica persica) so allgegenwärtig ist und man ihn in fast jedem Gemüsebeet, auf jeder freiliegenden Ackerscholle oder auf Brachland antrifft, kommt kaum jemand auf den Gedanken, es könne sich bei dem hübschen kleinen Rachenblütler um einen invasiven Neophyten handeln, der vor gar nicht so langer Zeit bei uns noch unbekannt war. Dennoch ist er ein Neubürger, er stammt, wie sein Name verrät, aus der Region zwischen dem Schwarzen Meer und dem Kaukasus.

„Siehst du im April die Falter tanzen, magst du getrost im Garten pflanzen.“

Name

Persischer Ehrenpreis (Veronica persica)

Verbreitung

Der Persische und der Faden-Ehrenpreis stammen aus dem Kaukasusraum und haben sich in ganz Mitteleuropa verbreitet

Standort

In der Nähe  menschlicher Siedlungen, auf  nährstoffreichen, warmen,
lehmigen Böden, die gehackt und gemäht werden: Wiesen,  Rasen,Gärten, Äcker, Weinberge

Vegetationszeit

Einjährig bis ausdauernd, je nach Art. Blüte: Persischer Ehrenpreis: Februar/ März–Oktober, Faden-Ehrenpreis nur Februar/März

Sammelzeit

März bis Oktober

Verwendbare Teile

Blätter, Blüten

Persischer Ehrenpreis (Veronica persica)

Die einjährige Pflanze kann Winterkälte und Trockenheit gut überstehen, und ihre Samen sind  kälteresistent. Ihre zarten blauen Blüten lachen den Gärtner vom Frühling bis in den Spätherbst an. Ihr Nektar ernährt die Schwebfliegen, die ja ihrerseits die Blattläuse in Schach halten. Wenn es zu kalt ist und die Insekten fehlen, dann kann der Persische Ehrenpreis sich selbst bestäuben. Als Frühblüher ist er für hungrige Insekten von großer Bedeutung.

Vieles von dem, was man dem einheimischen Ehrenpreis nachsagte, wurde auf den persischen Neuankömmling übertragen. Das gilt auch für Aberglauben und überliefertes Brauchtum.

Wie bei anderen himmelblau blühenden Ehrenpreisarten – etwa dem hübschen Gamander-­Ehrenpreis – galt auch dieser nun als Gewitterblume. Wenn man ihn abreißt oder ein Büschel pflückt, sagt man, dann läuft man Gefahr, ein Unwetter mit Blitz und Donner oder wenigstens einen heftigen Regen herbeizuziehen. Auch der Name Männertreu wurde auf den Persischen Ehrenpreis übertragen. »Männer­ treu« bezieht sich auf die Tatsache, dass die Blütenblätter der Veronika schnell abfallen. Wenn Mädchen herausfinden wollten, welcher ihrer Verehrer der Richtige ist und auch treu sein würde, pflückten sie blühende Stängel vom Wald­-Ehrenpreis oder vom Gamander­Ehrenpreis. Sie steckten diese einzeln in kleine Vasen, gaben jedem Blümchen den Namen eines jeweiligen Verehrers – Hans, Fritz oder Ludwig – und schauten, bei welchem die Blütenblätter am längsten haften blieben. Das würde dann der Richtige sein, hieß es, das wäre der treueste Mann.

Die schönen Blüten sind eine hübsche Dekoration für einen frischen Salat.
Persicher Ehrenpreis

Literaturtipp

Vom ersten Umgraben im Vorfrühling bis zur letzten Ernte im Winter – darum geht es in meinem Buch Der Selbstversorger: Mein Gartenjahr,   – hier verrate ich meine ganz persönlichen Tipps und Tricks zur erfolgreichen Gartenpraxis. Alle wichtigen Arbeitsschritte werden Schritt für Schritt erklärt und zusätzlich auf der beigelegten DVD in über 110 Minuten Video gezeigt. 

Was kann man mit dem "Unkraut" tun:

Anwendungen mit Persischem Ehrenpreis

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Diskussion

Kommentar

  1. Gerne möchte ich mehr über die Vielfalt der Natur, Pflanzen, Kräuter und Bäume wissen .

  2. Für mich sind die Geschichten über die Wildpflanzen immer sehr interessant. Ich höre gerne zu und bin fasziniert von dem Wissen und den Erfahrungen. Einige Bücher und Filme habe ich bereits und lese sie immer wieder gerne.

  3. Gerne möchte ich mehr über die Vielfalt der Natur, Pflanzen , Kräuter und Bäume wissen .

    • Ich benutze Wildkräuter schon sehr viele Jahre. Es ist interessant immer neue Erkenntnisse zu bekommen. Danke Dr. Storl, dass Sie uns an Ihrem Wissen teilhaben lassen.
      Mit freundlichen Grüßen Ursula Gimper


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