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Gärtnern im April

Endlich Sonne. Endlich Wärme. Der Garten ruft. Ehe die lebenskräftigen Begleitkräuter richtig in Gang kommen, sollte man die Beete zur Aussaat und Bepflanzung bestellt haben.

Man kann zwar sehr früh im Jahr, gleich nachdem der Schnee geschmolzen ist, die eiskalten Nächte sich verabschiedet haben und die Himmelsschlüssel und Huflattiche blühen, mit dem Aussäen von Möhren, Rote Beete, Pastinaken, Wurzelpetersilie, Kohlrüben, Speiserüben, Schwarzwurzeln, Erbsen, Rettiche, Radieschen und anderen robusten Gesellen beginnen. Aber man sollte nicht zu voreilig sein.

„Gärten bekommt man wie Kinder: Beides sind Früchte der Liebe"

Max Mezger

Der richtige Zeitpunkt

Um gesund zu bleiben und ein kräftiges Abwehrsystem zu entwickeln, müssen die Pflanzen ohne Hemmungen (wegen Kälteschüben oder Trockenheit), zügig und ohne Stockungen, sich entfalten können. Es wäre also besser, etwas später anzufangen und dann loszulegen, wenn der Boden etwas aufgewärmt ist. Kartoffeln kann man nun vorkeimen. Und bei den wärmebedürftigen Gemüsen – Bohnen, Melonen, Kürbisse, Paprika, Auberginen, Okra oder Zuckermais – sollte man die Eisheiligen, die Mitte Mai noch einmal einen Kälteschub bringen, abwarten. Wenn der Kuckuck ruft, die Schwalben wieder da sind und der blaue Günsel blüht, dann ist es so weit.

Üppige Fülle bringt der Sommer im Selbstversorger Garten

Gärtnern nach dem Mond

Immer wieder fragt man mich, was es mit den Mondrhythmen auf sich hat. Wie wichtig sind sie? Viele Gärtner schwören auf die Mondzeichen (siderischer Mond). Das heißt, in welchem Tierkreiszeichen sich der Mond an einem jeweiligen Tag befindet. Der lunare Durchgang durch die zwölf Zeichen, vom Widder bis zum Stier, dauert knapp 28 Tage. Seit der Renaissance wird jedem Zeichen ein Element (Feuer, Luft, Wasser, Erde) zugeordnet. Ein Feuerzeichen wäre günstig für die Frucht- und Samenbildung; ein Erdzeichen rege Wurzelwachstum an; ein Wasserzeichen fördere die Blattbildung; ein Luftzeichen sei gut für die Blütenbildung. Das heißt, wenn man Kartoffeln setzen will, sollte man ein Erdzeichen wählen, also Tage, wenn der Mond sich im Stier, Jungfrau, oder Steinbock befindet, wenn man es mit Kohl oder Blattgemüse zu tun hat, dann wähle man ein Wasserzeichen (Krebs, Skorpion, Fische) und so weiter.

Die Mondphasen behalte ich während des Gärtnerns im Sinn

Bekannt ist ja der Aussaatkalender von Maria Thun, an den sich viele Gärtner stur und oft krampfhaft halten. Manchmal jedoch macht das Wetter einen Strich durch die Rechnung: es regnet oder stürmt, oder eine andere Arbeit ist dringender, so dass man warten muss, bis der nächste günstige Termin kommt. Aber nicht nur das. Es gibt auch viele andere Mondrhythmen, die günstig oder ungünstig sind und nicht mit dem siderischen Mondlauf übereinstimmen:

  • Da sind etwa die Mondphasen (synodischer Mond), das Pendeln zwischen Neumond und Vollmond, das knapp 30 Tage in Anspruch nimmt. Bei Vollmond wachsen die Pflanzen und keimen die Saaten schneller als bei Neumond.
  • Dann gibt es den tropischen Mond, das Aufsteigen in die höheren und das Absteigen in die niederen Tierkreiszeichen. Dieser Rhythmus spielt traditionell bei den Gärtnern und Bauern in Süddeutschland und in der Schweiz eine wichtige Rolle. Beim aufsteigenden (obsigent) Mond soll man pflanzen; beim absteigenden (nidsigent) kann man jäten oder sich um Wurzelgemüse kümmern.
  • Dann gibt es noch den drakonischen Mond, die Knotenpunkte, an denen der Mond die Ekliptik (Sonnenbahn) nach oben oder nach unten überquert. Die Knotentage gelten als ungünstig für Gartenarbeiten.
  • Schließlich gibt es noch den anomalistischen Mond, das sind die Tage der Erdnähe und der Erdferne des Mondes. Auch diese gelten meistens als ungünstig.

Literaturtipp

Detaillierte, sachliche Informationen zu den Mondrhythmen findet ihr in der neuen, völlig überarbeiteten Ausgabe meines Buches Der Kosmos im Garten (AT-Verlag, 2022).  Das Buch ist schön illustriert und es geht in die Tiefe. 

Ich verbrachte fünf Jahre als bio-dynamischer Gemüsegärtner in der Schweiz, in einer Gemeinschaft südlich von Genf an der Rhone, wo ich bei dem Gärtner- und Kompostmeister Manfred Stauffer lernen konnte und in die Geheimnisse der biodynamischen Landwirtschaft eingeweiht wurde. Diese Geheimnisse verrate ich euch in dem Buch.

Der-Kosmos-im-Garten_Neuauflage

Praktische Vernunft

Ziemlich kompliziert, gell? Wenn man all diese Faktoren betrachtet, dann kann es Monate dauern, bis man einen geeigneten Tag findet. Es ist besser, die praktische Vernunft walten zu lassen und zu gärtnern, wenn Zeit und Wetter passen. Ich selber behalte zwar die Mondtage, insbesondere die Mondphasen, im Sinn, weiß aber, dass richtige Düngung, Fruchtfolge, Pflegemaßnahmen, Pflanzennachbarschaften und auch die innere seelische Einstellung wichtiger sind, als ein starres Festhalten an solche Regeln. 

Auf die richtige Zeit des Mondes für Aussaat oder Einpflanzen zu warten, ist wie auf die richtige Zeit fürs Kinderkriegen zu warten. Oftmals warten junge Paare, die Eltern werden wollen, auf den Zeitpunkt, wenn das Studium oder die Ausbildung fertig ist, wenn endlich eine geeignete Wohnung gefunden ist, wenn das Auto abbezahlt ist oder was auch immer; dabei vergessen sie, dass es für den weiblichen Organismus leichter ist, in jungen Jahren das Kindlein zu empfangen. Außerdem – das wissen die meisten Menschen heutzutage nicht – Kinder bringen ihr eigenes Schicksal mit und bewirken Segen im Leben ihrer Eltern.

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Diskussion

Kommentar

  1. Mich würde interessieren wie ich das alles auf meinem Balkon bewerkstelligen kann. Leider habe ich keinen Garten.
    Viele Grüße Christine Berger

  2. Lieber Wolf Dieter!
    Das hast du sehr gut auf den (Zeit-) Punkt gebracht!
    Ist fast schon Satire, wenn wir uns Menschenkinder selbst etwas näher betrachten.

    Herzlichst
    Magdalena


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