Achtsam durch das Gartenjahr – Februar
- 6. Februar 2023
Sobald im Frühling die ersten grünen Blätter aus der Erde sprießen, bereiten wir uns regelmäßig eine Kräutersuppe zu. Wir nennen sie unsere Grüne-Neune-Suppe und befinden uns damit in einer wohl jahrtausendealten Tradition. Schon in vorchristlicher Zeit haben die Menschen in Mitteleuropa nach den langen Wintern die kraftspendenden Frühlingskräuter gesammelt – begierig nach frischem Grün, das dem wintermüden Körper neue Energie verleiht. Die Wildkräuter enthalten wesentlich mehr wertvolle Biostoffe als unsere hochgezüchteten Gemüse- und Salatsorten aus dem Supermarkt.
„Die gemächliche Gartenruhe geht im Februar allmählich zu Ende. Nach Lichtmess, so hieß es, spitzen die Gärten langsam wieder die Ohren““
Wolf-Dieter Storl
Name
Scharbockskraut (Ranunculus ficaria)
Verarbeitung
Kommt auch in Nordafrika und Kleinasien vor
Standort
Auf feuchten, nährstoff – und basenreichen Böden in Wiesen und Obstwiesen, oft in großen Gruppen
Vegetationszeit
Mehrjährig, Frühjahrsblüher,
Blüte: April, Mai
Sammelzeit
März, April
Verwendbare Teile
Blättchen vor der Blüte
Das Scharbockskraut (Ranunculus ficaria)
Die kleinen, runden, fleischig glänzenden Blätter des Scharbockskrauts sind das erste richtig saftige Grün. Scharbock ist der alte Name für Skorbut. Die Blättchen wurden in früheren Zeiten gegessen, um den bösen Wintergeist, den Scharbock, aus den Gliedern zu vertreiben, der die Gaumen bluten lässt, die Haut blass und unrein macht und den Menschen mit bleierner Müdigkeit – Frühjahrsmüdigkeit – überfällt. Auch wir haben nach magerer Winterkost dieses Vitamin‐C‐reiche Grün bitter nötig.
Nachdem die Pflanze blüht, kann man die Blätter nicht mehr verwenden, denn dann werden sie unbekömmlich und entwickeln einen beißenden Geschmack. Das sogenannte Protoanemonin, das sich nun bildet, kann zu Erbrechen, Darmkoliken und Nierenreizung führen. Wegen den glänzenden goldgelben Blüten nannten die Bauern das blühende Kräutlein Butterblümchen, Schmalzblüml, Schmergel, Schmalzsternlein. Ankeblümli heißt es im Alemannischen oder – im Breisgau – die Kleine Anke- maie (Anken = Butter). Als Gian (Sonne) kannten es die alten Kelten.
Die glänzenden Blätter des Scharbockskrauts, ist das erstes saftige Grün auf den Wiesen.

Im Mai ist das Scharbockskraut dann ganz verschwunden. Nur noch kleine, kartoffelgelbe, keulenförmige Brutknollen bleiben unter der Erde erhalten. Die kleinen Brutknollen, die wie winzige Kartoffeln oder auch wie Getreidekörner aussehen, sind jedoch immer ein wertvolles Notzeitgemüse. Nach starken Regenfällen werden sie manchmal massenhaft angeschwemmt und können leicht geerntet werden.
Literaturtipp
21 Pflanzenpersönlichkeiten erkennen & nutzen – darum geht es in meinem Buch Die ‘Unkräuter’ in meinem Garten, – hier verrate ich die Merkmale der Wildkräuter, ihre Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten als heilende oder essbare Pflanzen sowie ihre Bedeutung als Teil des Gartenbiotops.
Das kann man mit dem "Unkraut" tun:
- Scharbockskraut als Zeigerpflanze: Die Gartenbegleitkräuter sind gute Zeiger‐ pflanzen. Ihr Erscheinen im Jahr und ihr Aufblühen zeigt – im Gegensatz zu dem starren, abstrakten, offiziellen Kalender – den wirklichen oder natürlichen (phänomenologischen) Kalender an, der jedes Jahr verschieden und für den Gärtner wesentlich ist. Weiterhin zeigen die dominanten Begleitkräuter den Zustand des Bodens an. Feuchte oder staunasse Böden werden besiedelt von Scharbockskraut.
- Die kleinen, runden, fleischig glänzenden Blätter des Scharbockskrauts sind eine vitaminreiche Salatzugabe. Die Blütenknospen können eingelegt und wie Kapern verwendet werden. Nach dem Blühen kann man die Blätter nicht mehr verwenden, denn dann werden sie unbekömmlich.
- Es loswerden: Das Scharbockskraut stört in meinem Garten nicht, da es im Mai wieder verschwindet. Möchte man ihn dennoch loswerden, müssen vor der Blüte die Wurzelknollen aus den Beeten entfernt werden.

Nach dem blühen kann
man die Blätter nicht
mehr verwenden,
denn dann werden sie
unbekömmlich.
Anwendungen mit Scharbockskraut:
- Die Speicherknöllchen werden zum Teil noch heute zur Hämorrhoidensalben verarbeitet.
- Frühjahrskur: Die Blätter können als Salat oder gehackt in Suppen verwendet werden.
- Den Saft aus den frischen Blättern kann man mit Milch mischen, um ihn bekömmlicher zu machen. 1 TL frischen Saft am Tag hilft bei der Vitaminversorgung.
Bleib auf dem Laufenden!
Wolf-Dieters Newsletter abonnieren
Geschichten, Neuigkeiten und Tipps von Wolf-Dieter Storl und der Storl Akademie
Kommentar
Schon das es Menschen wie dich gibt!
Danke
Danke!