Achtsam durch das Gartenjahr – August
- 3. August 2023
In meinem Gemüsegarten wächst ein hübscher Rachenblütler als Begleitkraut, der von Juni bis Oktober blüht und einem kleinen Löwenmäulchen ähnelt. Der obere Teil der Blüte ist buttergelb, die dicke Unterlippe dagegen hat die Farbe von Eidotter. Das Blattwerk des gewöhnlichen Leinkrauts, das man auch Frauenflachs nennt, ähnelt der Zypressenwolfsmilch.
„Der August muss Hitze haben, sonst der Obstbaumsegen wird begraben.“
Bauernregel
Verbreitung
Das Leinkraut ist eine einheimische Pflanze und in ganz Mitteleuropa
verbreitet
Standort
Leinkraut bevorzugt warme, lockere
Böden, wächst aber auch auf Sand
und Schutt
Vegetationszeit
Einjährig bis ausdauernd, je nach Art,
Blüte: Juni-Oktober
Sammelzeit
Juli bis September
Verwendbare Teile
Nicht essbar
Leinkraut / Frauenflachs (Linaria vulgaris)
Ich kenne das Kräutlein schon aus meiner Jugendzeit in Ohio; butter and eggs (Butter und Eier) nannten wir es, oder auch toadflax (Krötenflachs). Die hübsche Pflanze galt als Unkraut; heute wird sie in den USA als »invasiver Alien« eingestuft und heftig bekämpft. Das Leinkraut oder der Frauenflachs – die Jungpflanze ähnelt dem Echten Flachs oder Lein – vermehrt sich nicht nur über seine Samen, sondern die weißen Wurzeln wachsen in alle Richtungen und treiben neue Pflänzchen hervor. Wie die meisten »Unkräuter« ist der Frauenflachs eine Pionierpflanze, und zwar ein Apophyt, eine einheimische Art, die einst warme Böschungen und Ödflächen besiedelte, sich nun aber am Rand von Äckern, in Gartenbeeten und entlang von Eisenbahndämmen wohlfühlt.
Wo es die Gemüsekulturen nicht stört, lasse ich es stehen, denn die Blüte ist nicht nur schön, sondern auch eine gute Nektarweide für Hummeln. Auch dieses Kräutlein war einst eine beliebte Heilpflanze. Aus ihm kochte man Salbe gegen Juckreiz und Hämorrhoiden. Der Tee wurde äußerlich zur Waschung von Geschwüren und Hautunreinheiten verwendet. Innerlich wirkt er schweißtreibend und sollte bei »Leber‐ und Milzverstopfung« helfen.
blüten-Spanners und der Möndcheneule.
Der Frauenflachs kam unbedingt mit in das Kräuterbüschel (Wurzwisch, Sangen, Neunkräuterbuschen, Kräuterbuschen), jenen Strauß oder Korb mit den neun oder siebenundsiebzig Heilpflanzen, die am 15. August, dem Tag der Himmelfahrt Mariä, geweiht wurden. Bei dem Kräuterbüschel handelt es sich um die besten und kräftigsten Heilpflanzen. Sie wurden von den Frauen, deren Aufgabe es einst war für die Gesundheit in Haus und Stall zu sorgen, für den Jahresbedarf zusammengestellt. Auch wenn die moderne technologisierte Medizin das Wissen der heilkundigen Frauen inzwischen verdrängt hat, so ändert das nichts an der Heilkraft dieser Kräuter.
Literaturtipp
In meinem Buch Die “Unkräuter” in meinem Garten, schreibe ich über die unerkannte Schönheit und Bedeutung von 21 Pflanzenpersönlichkeiten in und um Garten und Feld nahe.
Was kann man mit dem "Unkraut" tun:
- Verzauberungen wegwaschen: Rufkraut, Beschreikraut oder Berufkraut bezieht sich auf den Glauben, man könne mit einer Abkochung aus Leinkraut Verzauberungen wegwaschen und einen bösen Zauberfluch lösen.
- Salbe aus Leinkraut : Ein altes Heilmittel für Hämorrhoiden, Prellungen, Geschwüren und Geschwülsten ist die Frauenflachssalbe. Das frische, blühende Kraut wird klein geschnitten und dann in Schweineschmalz geköchelt, bis es knusprig ist. Die noch heiße Flüssigkeit seiht man ab und bewahrt sie gut verschlossen in einem Glas mit Schraubdeckel auf.
- Es loswerden: Das Leinkraut wurzelt sehr tief und verbreitet sich an zusagenden ? Standorten über Ausläufer und Wurzelsprosse. Es produziert aber auch sehr viele Samen, die vom Wind und von Tieren verteilt werden. Durch sorgfältiges Ausgraben der Pflanzen samt Wurzeln vor der Samenbildung lässt sich das Kraut entfernen. Die Pflanzen aber nicht auf dem Kompost entsorgen!
Die Lippen der Blüte sind so fest zusammengepresst, dass nur Hummeln und größere Bienen die Kraft haben, einzudringen und sich den Nektar zu holen.
Anwendungen mit Frauenflachs
- Mit der Bezeichnung Gelber Dorant haben wir einen Hinweis auf eine magische Anwendung der Pflanze. Dorant hält neidische Geister, boshafte Zwerge und Waldschrate (»Teufel«) fern.
- In früheren Zeiten hat man den extrem bitter schmeckenden Teeaufguss gegen allerlei Krankheiten angewendet. Heute sollte man Zubereitungen aus Leinkraut nicht mehr zu sich nehmen – für alle möglichen Heilanwendungen stehen bessere Heilkräuter zur Verfügung.
- Äußerlich verwendeten die heilkundigen Frauen den Aufguss in Bädern und Waschungen oder auch als Umschläge bei Geschwüren, Fisteln, Hautleiden und Geschwülsten.
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Kommentar
Guten Morgen, habe vor ein paar Tagen hübsches Gedicht geschrieben hier, scheint im unendlichen Äther des Inter-nets verschwunden zu sein… Tant pis, aber auf Euch, Alle ein Hoch, hoch sollt Ihr leben, Eure Mariannele Rachel