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Christi Himmelfahrt und Vatertag

Vierzig Tage nach Ostern findet im christlichen Kalender die Himmelsfahrt Christi statt. Das macht Sinn, denn schon immer hieß es, dass die Reise der Verstorbenen, ehe sich ihr Astralleib (Seelenleib) auflöst und ihr Geist zum göttlichen Ursprung zurückkehrt, vierzig Tage dauert. Um das den gläubigen Kirchgängern bildhaft darzustellen, wurde in den Kirchen oft ein Christusbild zur Decke gezogen, das dann im „Heiligen-Geist-Loch“ verschwand. Oft wurde dann Wasser und brennendes Werg (Fasern, die bei der Flachs- oder Hanfverarbeitung abfallen) von Oben herabgeschüttet. In Bayern hieß es, es seien Fetzen des Teufels, der da abstürzt.

„Die Vaterschaft beruht überhaupt nur auf der Überzeugung; ich bin überzeugt und also bin ich Vater.“

-Johann Wolfgang von Goethe

Christi Himmelfahrt

Himmelfahrtstag ist immer am Donnerstag, dem Tag des alten Donnergottes, der durch Petrus, als Wetterherr, ersetzt wurde. Im ländlichen Aberglauben hieß es, wer an dem Tag arbeitet, der zieht Gewitter an. Und weil der Mann im Mond am Himmelfahrtstag Holz gesammelt hatte, wurde er zur Strafe in den Mond versetzt.

Menschen der heutigen Zeit wissen mit diesen Bildern wenig anzufangen, freuen sich aber – wie etliche meiner Freunde – einen arbeitsfreien Tag zu haben. Aber auch in früheren Zeiten tat sich das einfache Volk oft schwer, die religiösen, metaphysischen Zusammenhänge zu verstehen. Wenn zum Beispiel bei der Abendmahlsmesse die Worte Jesu, „hoc est corpus meum“, vorgelesen wurden, dann verstanden die analphabetischen Bauern lediglich Hokuspokus. Und so auch mit der Bedeutung der Himmelsfahrt des Herrn.

Die Stehkräuter

Da suchten die Frauen die sogenannten „Auffahrtskräuter“ oder „Stehkräuter“, also Kräuter, die die das männliche Glied aufrecht stehen lassen. Diese wurden am besten vor Sonnenaufgang am Himmelsfahrttag gesammelt. Zu den Kräuter gehörten der Aronststab, auch „Pfaffenpint“ (Penis des Pfaffen) genannt. Weitere solche geil machende Kräuter sind die Baldrianwurzel, die Sanikel, die Bibernelle, deren Wurzel nach Ziegenbock riecht, oder die Wurzeln der Nelkenwurz, von denen sogar die Nonne Hildegard von Bingen sagte, „als Trank eingenommen entflammt sie zur Liebe“.

Baldrian (Valeriana)

Eine ganz besondere Stelle als Liebeskraut galt das Liebstöckl, das Maggi-Kraut. Mädchen trugen das Kraut unter dem Mieder, um den Liebsten an sich zu fesseln. Müttergaben es ihren Töchtern in der Kindheit mit ins Bad, damit sie die Gunst der Männer haben.

Am Himmelfahrtstag, einem Tag, an dem es häufig gewittert, sammelten die Frauen auch „Blitzkräuter“, wie das Vergissmeinnicht oder das Katzenpfötchen, die, zu einem Kränzlein geflochten im Haus und im Stall gegen Blitzschlag  aufgehängt wurden.

An dem Auffahrtstag sollte man Geflügel essen; denn dieses fliegt ja gewöhnlich nach oben in die Lüfte.

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Wie bei den altheidnischen Vorfahren gab es am Himmelfahrtstag Fluhrbegehungen oder Flurritte, vor allem der Männer. Dabei wurden Grenzsteine inspiziert, um zu sehen, dass niemand sie verrückt hatte. Den jungen Burschen gab man jeweils beim Stein eine saftige Ohrfeige, damit sie sich in Zukunft an den Markierungsstein erinnern würden.

Die Flurumgänge entwickelten sich dann in den letzten 150 Jahren schließlich zu „Herrenpartien“ und zum „Vatertag“. Mit Ausflügen zu Pferd, in Kutschen, Wagen oder zu Fuß ging es in die freie Natur, in den Wald und auf die Bergeshöhen. Dabei wurde viel gesungen und getrunken und mit den Mädeln in den Dörfern geschäkert. Das „Hauptheilkraut“ bei diesen Ausflügen war wohl der Hopfen.

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