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Weihnachtsfeiertage

Weihnachten, Christmas, Yule, Weihnachtslichter, Stille Nacht, Noel, Santa Claus, Nikolaus, Lebkuchen, Stollen in Folie im Supermarkt, Adventskalender, Glühwein, Rudolf, das Rentier mit leuchtender Nase, Jingle Bells und White Christmas-Gedudel, …. und so weiter und so fort … für manchen wird’s zu viel. Brauchen wir das? Was steckt dahinter?

Heilige Nacht, Heilige Nacht!
Nacht der unendlichen Liebe,
dass uns dein Segen vorbliebe,
wirst du uns wiedergebracht,
Heilige Nacht, Heilige Nacht.

– Johann Friedrich von Meyer

Die kosmische Wende

Meistens haben wir vergessen, dass Weihnachten (den „geweihten Nächten“) und Neujahr nicht irgendwann erdacht wurden, sondern, dass wir es mit einem kosmischen Geschehen zu tun haben, das seit der Steinzeit gefeiert wurde. In unseren geografischen Breiten erleben wir den kürzesten Tag und die längste Nacht. Und nun tritt die Wende ein, es wird nicht länger dunkler. Nicht nur wir spüren das, auch die Pflanzen- und Tierwelt erlebt es. 

Die Tiere machen Winterschlaf oder fahren, wie Rehe und Hirsche im Wald, ihren Stoffwechsel herunter; das Vieh ist lieber im warmen Stall als auf der zugefrorenen Weide. Auch die Pflanzen haben sich zurückgezogen; ganz feine Messungen des Stoffwechsels ihrer Wurzeln zeigen, dass sie sogar den Augenblick der Sonnenwende registrieren. 

Und wir Menschen? Selbstverständlich erleben wir auch das bio-kosmische Geschehen: Zur Sommersonnenwende zieht es uns hinaus ins Freie, wir werden ekstatischer; uns lädt die grüne, blühende Natur zum Tanzen und Singen ein. Zur Wintersonnenwende gehen wir dagegen nach innen, werden meditativer, das Jenseits kommt uns näher, zieht in unsere Häuser und Hütten, berührt unsere Seelen. Das hat nichts mit Glauben zu tun, auch Atheisten oder Agnostiker spüren es, wenn auch oft nicht bewusst.

Archetypen der Sonnenwende

Dieses natürliche Geschehen ruft im Menschen innere Bilder hervor, die in jeder Kultur und in jedem Volk anders sind. Oft spielt in der kulturspezifischen Imagination ein göttliches Kind, das in der Stille der Nacht geboren wird und Heil mit sich bringt, eine zentrale Rolle. Manchmal ist es die Sonne selber, die als Kind, unter dem Weltenbaum geboren wird.

Im Christentum ist es das Christkind, das im ärmlichen Stall in einer Krippe liegt.

Bei den Algonkin ist es ein göttlicher Bär, der zur Sonnenwende vom hohen Himmel herabsteigt. Zugleich nähert sich aus saturnischen Tiefen – aus dem dunklen Tannenwald, aus der Taiga, den Schneebergen, vom Nordpol her, von den Sternen, oder wie im Altai-Gebirge von unter der Erde, wo sich die Mammuts zurückgezogen haben – der Archetypus des alten, bärtigen Mannes, der profunde, nichtalltägliche Weisheiten als Gaben mitbringt. Es ist der Weihnachtsmann, der Samichlaus, der Knecht Ruprecht, Väterchen Frost, Papa Noel oder der katholische Nikolaus. Oft begleitet ihn eine Lichtgestalt, das Christkind, oder bei Väterchen Frost, sein Enkeltöchterlein, Schneeflöckchen. Uralte, weisheitsvolle Bilder, wahre Märchen sind das, die unsere Seelen nähren.

Jenseits der Mythen

Ich sehe in den Läden und in Internet-Shops unzählige Bücher und Zeitschriften, die sich mit dem Thema befassen. Oft sind diese oberflächlich, ideologisch verbrämt und gelegentlich unverhohlen falsch. 

Stimmt es das der Santa Claus von dem Coca-Cola Konzern erfunden wurde? Oder dass das Jesuskind – wie heute oft behauptet wird – ein Kenning für den berauschenden Fliegenpilz ist? Und wer hat Rudolf, das rotnasige Rentier als Werbegag für eine Kaufhauskette, erfunden? Hat man in den Raunächten geräuchert, weil man Angst vor bösen Geistern hatte? Was bedeutet der Weihnachtsbaum? Blüht der Glastonbury Weißdornbusch tatsächlich zu Weihnachten? Warum haben die einfachen Hirten das Christkind zuerst gesehen und nicht die Weisen aus dem Morgenland? Warum isst man am Weihnachtstag traditionell Gänsebraten? Was hat es mit dem vierblättrigen Klee, dem Marzipanschweinchen und dem Schornsteinfeger als Glückszeichen auf sich? Warum trägt der Weihnachtsmann Äpfel und Haselnüsse in seinem Sack, und trägt einen Büschel Haselnussruten in der linken (herznahen) Hand.

Fragen über Fragen gäbe es da zu beantworten. Das Thema hat mich schon sehr lange interessiert. Als Völkerkundler und Kulturanthropologe bin ich dem, in verschiedenen Kulturen, und auch in der Folklore und dem Brauchtum der verschiedenen Länder nachgegangen. Schließlich habe ich meine Erkenntnisse in dem schön bebilderten Buch Die Magie der Sonnenwenden (GU-Verlag, 2025) zusammengetragen. Man soll nicht vergessen, die Sommer- und Wintersonnenwenden gehören zusammen als Polarität, wie Tag und Nacht, Vollmond und Neumond, männlich und weiblich, Yin und Yang. In dem Buch sind beide vertreten, dennoch Zweidrittel des Buches befasst sich mit der Wintersonnenwende und deren zwölf heiligen Nächten. Ein ideologiefreies Buch ist es.

Weihnachtsgruß

Weihnachten Wolf-Dieter Storl

In diesem Sinn wünsche ich Euch und allen Euren Lieben, eine innige, gesegnete, wundervolle Weihnachtszeit. Möge der Frieden, die Nähe der Ahnen und der guten Geister über das kommende Jahr ausstrahlen, und möge das göttliche Kind in Euren Herzen wiedergeboren werden,

Euer Wolf-Dieter

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