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Holunder – Der Baum der Frau Holle als Menschenfreund

Ethnobotaniker versichern uns, dass sich die Anwendung von Heilpflanzen bis in die Altsteinzeit zurückverfolgen lässt und – neben Hitzetherapien (Schwitzhütte, Dampfbad), Berührungstherapien (Massage) und schamanischen Séancen – die älteste Therapieform der Menschheit darstellt. Bis ins 19. Jh. waren Ärzte und Apotheker zugleich immer auch Botaniker. Nach Schätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nimmt noch heute um die 80% der Menschheit die Heilkräfte der Kräuter für sich in Anspruch. 

O wer zählt die Wunder alle
dieses Bäumchens wohl
Rinde, Beere, Blatt und Blüte,
Jeder Teil ist Kraft und Güte,
Jeder segensvoll.

Warum in die Ferne schweifen?

Von den rund 250.000 Pflanzenarten sind inzwischen ungefähr 80.000 Arten volksmedizinisch dokumentiert worden. Phytotherapie ist also noch immer aktuell.
Oft glaubt man, dass es sich bei den wirksamsten Heilkräutern vor allem um teure Importe aus fernen Ländern handelt. Das ist aber nicht der Fall. Man braucht nicht weiter als zwischen Haustür und Gartentor zu schauen, um hochwertige Heilpflanzen zu finden. Eine davon wollen wir hier kurz vorstellen. Es handelt sich um den Hof- oder Hausholunder (Sambucus nigra). 

Dieser bekannte Strauch galt einst als „des Bauern Apotheke“.

Viel kaum mehr verstandenes, magisches Brauchtum umwebt diesen Baum der alten Göttin Holle. Unter seinen Ästen wurden Wichteln und dem Hauskobold geopfert. Und da er angeblich negative Energien anzieht, versuchte man auf ihn Krankheiten zu übertragen. So etwa band man sein Fieber in der Nacht bei abnehmendem Mond mit einem Bindfaden in seine Zweige und sprach dabei: „Guten Tag Flieder, ich bring dir mein Fieber; ich binde es an; nun gehe ich in Gottes Namen davon“. Nicht alles, jedoch, was mit der Heilkraft des Holunders zusammenhing, beruht auf eine eventuell psychosomatische Placebo-Wirkung. Auch gemessen an modernen Kriterien ist er noch immer ein wirksamer Heiler.

Hier einige der Anwendungsbereiche:

Blütentee:
Die weißen Blüten werden zur Mittsommerzeit gesammelt und getrocknet. Sie enthalten Flavonide, Hydrosyphenylcarbonsäure, Phytsosterine und ätherische Öle. Als Tee aufgegossen (1 Tl./Tasse), wirken die Blüten stark schweißtreibend, harntreibend und Abwehrkräfte stimulierend. Der Tee ist ein hervorragendes Mittel zum Ausschwitzen von fiebrigen Erkältungskrankheiten; er entgiftet. Zu diesem Zweck benutzten ihn auch die Irokesen und andere Waldlandindianer in Verbindung mit der Schwitzhütte. Da der Blütentee geschwollene Schleimhäute abschwellen lässt, lindert er auch Stirnhöhlenentzündungen und Heuschnupfen. Wenn eine Grippewelle um sich greift, dann trinke ich 1 bis 2 Tassen Holunderblütentee, nehme ein heißes Bad und wickle mich anschließend in mehreren Decken. Diese Schwitzkur verhindert meistens den Ausbruch der Erkältung oder Grippe.

Holunderessig:
Um den Essig herzustellen werde die Blüten gezupft, in eine Flasche getan und mit Apfelessig übergossen. Man lässt das Gebräu 1 bis 2 Wochen lang an einem warmen Ort (Zimmertemperatur) ziehen, ehe man es abseiht und kühl und dunkel lagert.

Der Essig, der auch kulinarisch verwendet werde kann, ergibt ein gutes Gurgelwasser und ein Mittel zum Einreiben bei Hautjucken.

Beeren:
Die dunklen Beeren, die im Herbst reifen, enthalten viel Vitamin C (18mg pro 100 gr), sowie Vitamin A, B12, B2, Kalium, Flor, Karotinoide und andere Wirkstoffe. Früher glaubet man es sei der Weisheit der Natur zu verdanken, dass der Saft der Beeren oder die daraus bereitete Suppe den Organismus stärke und für die kommenden Wintermonaten fit mache. Tatsächlich stimuliert der Holundersaft die allgemeinen Abwehrkräfte. Er regt die Darmperistaltik an und reinigt den Darm, der ja bekanntlich ein wichtiges Organ des Immunsystems ist. Der Presssaft zeigt gute Wirkung bei viralen Infektionen und ebenso bei Neuralgien. Bei der Gürtelrose (Herpes zoster), eine Viruserkrankung, soll der Saft gut helfen. (Rezept: Täglich 2 dl Holunderpresssaft trinken und die befallenen Stellen mit Ringelblumensalbe und Johannis-Öl einreiben.) Auch Menschen, die lange am Computerbildschirm arbeiten müssen und deswegen an Neuralgien leiden, bringt der Holundersaft Linderung.

Rinde:
Die innere Rinde (Bastrinde) wurde einst im Herbst gesammelt und abgekocht, als stark abführendes, schweißtreibendes, schleimlösendes und harntreibendes Reinigungsmittel (Purgartivum) verwendet. Schon Hippokrates kannte diese heute kaum mehr beachtete Giftstoffe ausleitende, therapeutische Anwendung. Die Dosierung betrug bei den Kelten etwa die Menge, die in eine Haselnuss-Schale passt (nach dem Gallier Marcellus Empiricus, 4. Jh.).

Blätter:
Auch für die Blätter fanden die Bäuerinnen einst medizinische Verwendung. Sie kochten aus den im Sommer gesammelten Blättern eine Salbe mit Schweinefett, die bei Prellungen, Quetschungen und Frostbeulen eingerieben wurde.

Literaturtipp Unsere Grüne Kraft

Meine Frau, Christine Storl, teilt ihr gesammeltes Wissen zur Behandlung von Alltagserkrankungen und kleineren Wehwehchen. Mit vielen Rezepturen zur Anwendung von Heilkräutern als Wickel, Tee, Suppe, Öl und mehr.

Cover Unsere Grüne Kraft 3D

Rinde:

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