Das Lebensgefühl, die Seelenbilder, die „Welt“ in der unsere heidnischen Vorfahren – die Waldvölker Europas, der Kelten, Germanen, Balten und Slawen – zuhause waren, wie fühlte sie sich an? Wie sah sie aus? Was können wir, jenseits „wissenschaftlich gesicherter“ archäologischer Daten oder Berichte aus der Antike, wirklich darüber wissen? Ein wichtiger Schlüssel dazu sind die Märchen, die fast bis zur Neuzeit am Abend beim Herdfeuer erzählt wurden. Sie wurden an den offiziellen Dogmen der Kirche und des Staats vorbei erzählt. Seit tausenden von Jahren, von Generation zu Generation wurden sie überliefert und hielten die Erinnerungen wach an die Frau Holle, die archaische Göttin der Höhle, des Lebens und des Todes, der Herrin der Tiere und Pflanzen. Sie enthalten Erinnerungen an die liebe Frau Sonne, an die Seelenhüterin als Gänsemagd, an die fliegenden Schamaninnen, an sprechende Pferde und magische Tiere, an die Haselrute, die mit den Ahnengeistern verbindet, an den gehörnten paläolithischen Hirschgott, an den Bären der den Winter im Reich der Holle verbringt, an die weiße Birkengöttin und die rote Sommergöttin, an das Himmelszelt, durch dessen Löcher das Himmelslicht hindurchleuchtet, an den Kreislauf der Geburten und den Gesetzen des Schicksals, die noch immer wirksam sind.
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