Obwohl es zeitlich gar nicht so lange her ist, ist die bäuerliche Lebensweise für uns moderne Menschen recht fern und schwindet rapide aus unserem Bewusstsein. Zurzeit erleben wir ein Bauernsterben. In der Schweiz werden, seit den letzten zehn Jahren, jährlich 1000 Höfe dichtgemacht; das sind 3 pro Tag. In Deutschland gab es 1950 noch anderthalb Millionen bäuerliche Betriebe, heute sind es noch 260,000. In den USA gab es in den 50er Jahren noch 7 Millionen Familienfarms; nur 250,000 sind übriggeblieben, davon entweder riesige, managergeführte Agrargroßbetriebe oder kleine Wochenend-Farms.
Als Junge konnte ich erleben, wie im ländlichen Ohio, wo ich aufwuchs, eine Farm nach der anderen verlassen wurde; die einst stattlichen Höfe verfielen oder wurden abgerissen. Get big or get out („Vergrößert euch oder verschwindet“) war die Botschaft des US-Landwirtschaftsministeriums an die Farmer. Heute kaufen internationale Großkonzerne, „Heuschrecken“ (internationale Finanzinvestoren) und Länder wie China und Saudi-Arabien weltweit Millionen von Hektar Ackerflächen.
Nur als Beispiel: Drei internationale Konzerne – Cargill, DuPont und Monsanto – besitzen inzwischen die Hälfte der fruchtbaren Schwarzböden-Ackerflächen der Ukraine; im Jahr 2015 kaufte China eine halbe Millionen Hektar Bauernland in Norddeutschland. Und Bill Gates, der ins Geschäft der Saaatgutproduktion, genetisch veränderten Pflanzen und Tieren und synthetischen Lebensmitteln groß eingestiegen ist, ist inzwischen der größte Eigentümer von Farmland in den USA; er besitzt rund 100,000 Hektar (242, 000 Acres).
Solche Flächen werden selbstverständlich nicht nachhaltig, biologisch bewirtschaftet. Immer mehr sind computergesteuerte Roboter die Landarbeiter. Man spricht auch von „vertikalem Farming“ in Hallen, die, wie städtische Autoparkanlagen übereinandergestapelt sind, und wo genetisch „verbesserte“ Nutzpflanzen unter künstlichem Licht und in ausgeklügelten Nährlösungen aufgezogen werden – also, ohne Verbindung zur Sonne und ohne Erde.
Man mag dazu stehen, wie man will: Manche sehen darin den Fortschritt, ein Reset, der uns in ein goldenes Zeitalter führen wird. Andere dagegen erkennen in diesen Entwicklungen eine Gefahr für die Menschen und die Natur.
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